Was kann ich meine Sprache verbessern - für Beruf und Privatleben? Was tut meiner Stimme gut, was schadet ihr? Welche Forschungsergebnisse gibt es in Bezug auf die Kommunikation?

Auf dieser Seite finden Sie Sprech- & Sprach-Tipps für Ihren Alltag.

Viel Spaß beim Stöbern
Felix Bender


Bildet sich mehr Schleim in Ihrem Mund, wenn Sie Milch trinken?

Immer wieder liest man in verschiedenen Rhetorik-Ratgebern, dass sich mehr Schleim bildet, wenn man Milch trinkt. Also verzichten viele darauf, wenn sie in Kürze ein wichtiges Gespräch führen, eine Rede halten oder vor Publikum sprechen möchten, denn die Stimme soll ja klar und voluminös klingen.

Allerdings gibt es keine wissenschaftliche Belege für diese These - im Gegenteil. Es ist sogar widerlegt, dass sich nach Milchgenuss mehr Schleim bildet. Zwar fühlt sich Milch, wenn sie sich im Mund mit Speichel mischt, so ähnlich wie Schleim an, aber diese Mischung kann nicht an Ihre Stimmlippen kommen, wo Sie Ihre Stimme bilden (eine Ausnahme kann höchstens bei einer Schluckstörung vorliegen).

Mein Tipp an Sie lautet deshalb: Trinken Sie Milch, wenn Sie möchten, auch wenn Sie Ihre Stimme einsetzen werden. Und wenn Ihnen das Gefühl im Mund unangenehm ist, wenn Sie Milch getrunken haben, verzichten Sie darauf - ganz wie Sie mögen. Es ist Ihre Entscheidung, aber Sie müssen sich nicht durch unwissenschaftliche Ratschläge einschränken lassen.

Wenn Sie mehr über Milch und Schleimbildung erfahren möchten, empfehle ich Ihnen diesen Spiegel-Online-Artikel.


Eindruck hinterlassen - bevor man das erste Wort gesagt hat

Eine Besprechung mit unbekannten Kunden, die erste Begegnung mit neuen Vorgesetzten oder Kollegen, die erste Teilnahme an einem Netzwerktreffen... Es gibt viele Anlässe, bei denen Sie einen guten ersten Eindruck hinterlassen möchten (und sollten), bevor Sie das erste Wort gesagt haben. Denn der erste Eindruck ist entscheidend, wie Ihr Gesprächspartner Sie im folgenden Gespräch wahrnimmt - er/sie hat Sie zu diesem Zeitpunkt nämlich schon analysiert und einsortiert (sicher/unsicher, freundlich/unfreundlich, sympathisch/unsympathisch, kompetent/inkompetent...).

Zwar kann ein erster Eindruck zumindest zum Teil noch korrigiert werden, aber dies ist mit viel Arbeit und Anstrengung verbunden. Achten Sie deshalb darauf, wie Sie von Anfang an auf Ihren - bis dahin unbekannten - Gesprächspartner wirken.

3 wichtige Aspekte sind:

Mimik

Was verraten Ihre Gesichtszüge über Sie? Wenn Sie nervös und unsicher sind, denken Sie an eine Situation, in der Sie souverän und selbstsicher waren. Malen Sie sich diese angenehme Situation vor Ihrem inneren Auge aus - Ihr Gehirn reagiert auf Bilder viel schneller und besser als auf Wörter. Sofort wird Ihre Mimik diese positive innere Stimmung widerspiegeln.

Gestik

Schlenkern Sie bei Unsicherheit gerne wie wild mit Ihren Armen umher oder haben Sie nervige Angewohnheiten, z. B. pausenlos die Hände aneinander zu reiben, mit den Fingern etwas zu befummeln...? Dann geben Sie Ihren Händen feste Anker. Stemmen Sie z. B. eine Hand in die Hüfte, dann ist diese schon einmal "beruhigt". Oder wenn es zu Ihnen passt, stecken Sie eine Hand zeitweise in die Hosentasche. Probieren Sie aus, womit Sie sich wohlfühlen und stellen Sie sich in dieser Pose einmal vor den Spiegel. Wie wirkt Ihr Auftreten?
Fragen Sie auch (ehrliche) Freunde oder Ihren Partner - und akzeptieren Sie deren Meinung, was nicht immer leicht fällt. Aber nur durch ehrliche Rückmeldungen können Sie an sich arbeiten. Wenn Sie Angst um den häuslichen Frieden haben, arbeiten Sie mit einer neutralen Person wie einem Kommunikations-Coach - am besten vor der Kamera.

Augenkontakt:

Schauen Sie Ihrem Gegenüber bei Gesprächen in die Augen? Sie brauchen selbstverständlich nicht pausenlos Ihrem Gesprächspartner in die Augen zu starren, aber wenn Sie ständig unter sich schauen oder den Blickkontakt ganz vermeiden, kann dies bei Ihrem Gegenüber den Eindruck vermitteln, Sie seien unsicher oder wollten gar etwas verbergen.
Vor dem Spiegel können Sie den Blickkontakt üben, indem Sie zunächst sich selber in die Augen schauen. Verbinden können Sie dies mit der ersten beschriebenen Methode, bei der Sie an eine angenehme Situation denken. Ausprobieren können Sie außerdem, wenn Ihnen der direkt Blickkontakt schwerfällt, Ihrem Gesprächspartner zwischen die Augen zu sehen. Achten Sie darauf, ob Sie im Alltag, z. B. im Geschäft, anderen Menschen in die Augen sehen. Diese Situationen sind perfekte Übungssituationen.
Der Tipp, dem Gesprächspartner auf die Nase statt in die Augen zu blicken, ist nicht zu empfehlen. Denn dies kann bei Ihrem Gegenüber für Irritationen sorgen: "Warum starrt er mir auf die Nase? Ist sie etwas so groß? Habe ich einen Pickel auf der Spitze? ... "

Neben diesen 3 Aspekten gibt es weitere Punkte, die beim ersten Kontakt relevant sind. Aber wenn Sie auf die beschriebenen 3 Aspekte achten, haben Sie bereits eine hervorragende Basis geschaffen für ein darauf folgendes erfolgreiches Gespräch.


Wörter erzeugen Bilder - nur Bilder?

"Wörter erzeugen Bilder" - diesen Satz las ich in einem Rhetorik-Ratgeber. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn mit Wörtern können Sie bei Ihren Zuhörern viel mehr erzeugen als nur Bilder.

Beispiel: Autohaus
Sie sind als AutoverkäuferIn tätig und möchten (selbstverständlich) ein Auto verkaufen. Je nach Käufer-Typ können Sie verschiedene Argumente für das Auto mit verschiedenen Sinneskanälen untermalen.

Bild (visuell): Mit Ihrem leuchtend roten Auto werden Sie alle Blicke auf sich ziehen.

Gefühl (taktil-kinästhetisch): Wenn Sie einen LKW überholen möchten, werden Sie beim Tritt auf das Gaspedal sofort spüren, wie der kraftvolle Motor reagiert - und Sie schnell und sicher daran vorbeiziehen können.

Geruch (olfaktorisch): Wenn Sie morgens ins Büro fahren und den feinen Geruch des edlen Leders in der Nase haben, fängt der Tag doch gleich viel entspannter an.

Geschmack (gustatorisch): Mit Ihrem neuen Kabrio fahren Sie mit offenem Verdeck an der Küste entlang und schmecken das Salz auf Ihrer Zunge.

Geräusch (auditiv): Hören Sie den kernigen Sound des V6-Motors!

Selbstverständlich passt nicht jedes der aufgezählten Argumente und Sinneskanäle zu jedem Käufer. Um dies herauszufinden, ist es notwendig, seinen Kunden genau zuzuhören (Wortwahl, Stimmlage...), ihn zu beobachten (Gestik, Mimik, Körperhaltung...) und die richtigen (Rück-)Fragen zu stellen.


Spiel versus Gespräch - Hat Platon recht?

"Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr."

Dies ist ein Zitat, das Platon zugeschrieben wird. Aber hat er recht?

Im Spiel lassen viele Menschen die Hüllen fallen - ob bewusst oder unbewusst. Emotionen wie Ärger, Frust, Trauer, Freude, Euphorie... lassen sich im Eifer des Gefechts schlecht verbergen. Falls wir die Emotionen überhaupt verbergen möchten. Wir sprechen oft aus, was wir denken, und das auch mal mit heftigeren Worten. Wir zeigen, wie es - zumindest in diesem Moment - tief in uns ausschaut.

Ein Gespräch gehen wir in der Regel sehr viel kontrollierter an. Vor allem in wichtigen Diskussionen oder Verhandlungen möchten wir uns nicht durchschauen lassen, unsere wahren Ziele sollen oftmals im Verborgenen bleiben.

Und doch gibt es viele Möglichkeiten, wie Sie Ihren Gesprächspartner zumindest zu einem gewissen Teil durchschauen können:

  • Hören Sie bewusst zu! Achten Sie auf alle Details, sowohl bei der Wortwahl als auch bei der Stimme, der Gestik, Mimik usw. Wenn Ihr Partner fertig gesprochen hat, fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas unklar ist oder Ihnen etwas auffiel. Beispielsweise können Sie das Gehörte umformulieren: "Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie..."
  • Wie reagiert Ihr Gesprächspartner auf Fragen? Antwortet er offen oder zögerlich, scheint er gar etwas zu verschweigen? Hören Sie auch bei den Antworten wieder aktiv zu!
  • Passen Mimik, Gestik, Stimme und der Inhalt des Gesprochenen zusammen? Ergibt alles ein stimmiges Bild? Wenn nicht, fragen Sie nach den Aspekten, die Ihnen unklar vorkamen. Hören Sie bei den Antworten wieder aktiv zu!

Je öfters Sie das bewusste Zuhören trainieren, desto besser können Sie Ihre Gegenüber kennenlernen. Selbstverständlich geht es beim bewussten Zuhören nicht nur darum, jemanden beim Verschweigen oder gar Lügen zu ertappen, sondern man kann mit dieser Technik auch Leute, die man sehr gerne hat, noch besser kennenlernen - und damit das Zusammenleben (noch) harmonischer gestalten.


Für erfolgreiche Gespräche, Diskussionen, Verhandlungen... - aktiver Wortschatz!

Dieses Wortspiel tut Ihrem Wortschatz gut – und ein aktivierter Wortschatz ist die Grundlage für erfolgreiche Gespräche, Diskussionen, Verhandlungen...

Das Wortspiel

Schritt 1:
Überlegen Sie sich die Bezeichnung für einen Gegenstand, eine Tätigkeit oder eine Eigenschaft.

Beispiel für einen Gegenstand:

Amsel

Schritt 2:
Nun versuchen Sie, zu jedem Buchstaben eine neue Tierart zu finden – denn die Amsel ist ja ein Tier:

A - Ameise
M - Meise
S - Schwein
E - Elefant
L - Leopard

Wenn Sie z. B. „Rose“ nehmen, können Sie zu jedem Buchstaben eine Pflanze suchen, bei einer Eigenschaft wie „lustig“ können Sie zu jedem Buchstaben eine Eigenschaft suchen usw.

So aktivieren Sie Ihren Wortschatz und sind für kommende Gespräche, Diskussionen, Verhandlungen... bestens gewappnet.


Wie in Bern: Wenn man nichts versteht

Hin und wieder bin ich in Bern. Die Altstadt der Schweizer Hauptstadt ist malerisch und überschaubar - undurchschaubar ist dagegen der Berner Akzent. Als Nicht-Schweizer hatte ich oft Mühe zu verstehen, was mein Gesprächspartner mitteilen wollte.
So auch in einem kleinen, gemütlichen Restaurant in der Altstadt. Doch wie sich herausstellte, war unser Kellner gar kein geborener Berner, sondern kam aus Gera. Als Tourist ist mir nicht aufgefallen, dass er ein Zugezogener ist. Der Grund: Er wollte nicht nur, dass er die Berner versteht, sondern auch, dass ihn die Berner verstehen. Deshalb hat er sich auf seine Gesprächspartner - die Berner - eingestellt.

Wie oft kommt es im Alltag vor, das unser Gesprächspartner uns nicht versteht. Oft liegt dies daran, dass wir eine Sprache sprechen, die der andere nicht verstehen kann, wir verwenden unsere Fachsprache.

In einem Gespräch mit Spezialisten ist es sinnvoll, Fachbegriffe zu verwenden: Die Kommunikation ist effektiv und präzise. Aber die Verständigung kann nicht vollständig gelingen, wenn der Gesprächspartner kein Spezialist ist.

Deshalb: Achten Sie einmal darauf, wie viele Fachausdrücke Sie verwenden, wenn Ihnen kein Experte auf Ihrem Fachgebiet gegenübersteht. Welche alternativen Begriffe können Sie verwenden? Und welches Resultat erzielen Sie, wenn Ihr Gegenüber Sie verstehen kann?


"Entschuldigen Sie!" gegen "Es tut mir leid." - Unterschiede?

Missgeschicke passieren. Vielleicht sollten sie nicht passieren, aber wenn etwas schief gelaufen ist, können wir es nicht mehr rückgängig machen, aber wir sollten uns zumindest entschuldigen.

Manchmal hören Sie einen Satz wie: "Entschuldigen Sie, dass mir das passiert ist!" oder aber: "Es tut mir leid, dass mir das passiert ist." Sie haben den gleichen Inhalt und die gleiche Wirkung - oder doch nicht?

Wenn wir genauer hinsehen, fällt auf, dass "Entschuldigen Sie!" eine Aufforderung ist. Der Sprecher fordert den Zuhörer auf, ihn zu entschuldigen. "Es tut mir leid." ist dagegen eine Aussage - nämlich die, dass es dem Sprecher leid tut, was passiert ist. Wie der Zuhörer reagieren soll, lässt der Sprecher offen.

Die Frage ist: Wenn uns etwas missglückt ist, haben wir das Recht, von unseren Zuhörern (die von dem Missgeschickt betroffen sind) zu verlangen, dass sie dies entschuldigen? Oder ist nicht alles, was wir tun können, unser Missgeschickt einzuräumen und zu bedauern und den Zuhörern zu überlassen, wie sie reagieren? Was denken Sie?


Begeisterung entfachen

„Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“

Dieses Zitat von Aurelius Augustinus ist für alle Vortragende und Lehrende essenziell. Denn Sie können sich noch so gut rhetorisch vorbereiten, wenn Sie das Thema nicht interessiert, wenn Sie sich dafür nicht begeistern können, können Sie auch nur bedingt Interesse und Begeisterung bei Ihren Zuhörern entfachen.

Warum ist dies so?
Vorgespielte Begeisterung wirkt unecht, nicht authentisch. Vielleicht haben Sie das Glück, ein guter Schauspieler zu sein, um die Chance zu haben, dass Ihre Darstellung als glaubwürdig rüberkommt. Das Publikum spürt, wenn etwas nicht stimmt. Selbst wenn die Zuhörer nicht genau feststellen können, was nicht stimmt, es spürt, dass etwas nicht stimmt.

Was ist die Folge?
Am leichtesten haben Sie es als Vortragender oder Lehrender, wenn Sie das Thema allgemein interessiert. Dann können Sie diese Begeisterung glaubhaft vermitteln. Aber was könne Sie tun, wenn Sie das Thema nicht vom Hocker reißt?

Lösungs-Ideen:

  • Gibt es Aspekte, die Sie besonders interessieren? Können Sie diese herausstellen?
  • Können Sie Aspekte hinzufügen, die zum Thema passen und Sie interessieren?
  • Vielleicht entdecken Sie interessante Aspekte, wenn Sie sich intensiver mit dem Thema beschäftigen?
  • Kennen Sie jemanden, der für das Thema brennt und können Sie dessen Begeisterung wiedergeben?

Welche Ideen fallen Ihnen ein, damit Sie glaubhaft begeisternd über ein Thema referieren können, das Sie eigentlich nicht so sehr interessiert?


A-Z - Gehirn in Schwung bringen

Um in Gesprächen spontan und schlagfertig zu sein, ist es hilfreich, über einen großen Wortschatz zu verfügen. Unverbindliche Plaudereien sind oft der Einstieg zu wichtigen Gesprächen. Schon in dieser Phase kann also die Basis gelegt werden für den späteren Erfolg. Mit diesem Sprachspiel können Sie Ihr Gehirn in Schwung bringen:

Suchen Sie in der vorgegebenen Kategorie Wörter, die mit unterschiedlichen Buchstaben beginnen - und zwar von A bis Z.

Beispiel-Kategorie: Fahrzeuge

A - Auto
B - Bus
C - Cabrio
D - Droschke
E - Eisenbahn
F - Fahrrad
...

Nun sind Sie an der Reihe. Finden Sie auch Fahrzeuge, die mit G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z beginnen? (Hinweis: X und Y ist oftmals nicht möglich)

Natürlich können Sie die Kategorie wie gewünscht verändert, z. B.: Gemüse A-Z, Tiere A-Z, Getränke A-Z ... Viel Spaß beim Suchen!


Man kann nicht nicht kommunizieren

Kennen Sie die Aussage "Man kann nicht nicht kommunizieren", die der Philosoph Paul Watzlawick geprägt hat? Was bedeutet diese Aussage?

Stellen Sie sich vor, Sie treffen eine Person und Sie sagen nichts. Auf dem ersten Blick kommunizieren Sie nicht, denn Sie sagen ja nichts. Aber genau dieses Verhalten, dass Sie nichts sagen, bewirkt etwas bei Ihrem Gegenüber. Er wird sich vielleicht fragen: "Warum sagt er / sie denn nichts? Ist er / sie sauer auf mich? Hat er / sie Halsweh und möchte nichts sagen? ... " oder "Warum schaut er / sie so böse (oder: genervt / freundlich... - je nach Ihrem Gesichtsausdruck)?" Er wird Ihr Verhalten interpretieren, das können Sie nicht verhindern - Sie können nicht verhindern zu kommunizieren.

Sie kommunizieren also immer, an jedem Ort und auf vielen verschiedenen Kanälen: Mit Ihrer Gestik, mit Ihrer Mimik, mit Ihrer Kleidung, mit Ihrer Stimme, mit Ihrer Art der Artikulation und nur zu einen kleinen Anteil mit den Wörtern, die Sie wählen.

Schauen Sie sich doch einmal eine Talkshow an und stellen Sie den Ton ab. Achten Sie darauf, wie viel Sie über die Diskussionsteilnehmer erfahren, ohne dass Sie ihre Worte hören - denn auch die trainiertesten Politiker und Funktionäre können nicht nicht kommunizieren.


Die Stimme - Ihre Visitenkarte

Wenn Sie zum ersten Mal einer Person begegnen und mit ihr ein Gespräch beginnen, was nehmen Sie zuerst wahr? Vermutlich fällt Ihnen zunächst das Äußere auf, also die Kleidung, Gestik, Mimik... Sobald die Person anfängt zu sprechen, analysieren Sie automatisch die Stimme: Wie klingt sie - hoch, tief, klar, rau, behaucht...? Vermutlich haben Sie schon zu diesem Zeitpunkt einen Eindruck, wie sich Ihr Kommunikationspartner fühlt: entspannt, nervös, locker, gestresst...? Erst recht spät achten Sie darauf, was die Person sagt, also auf den Inhalt des Gesprächs.

Wenn Sie aber ein Gespräch oder einen Vortrag vorbereiten, worauf legen Sie besonders Wert? Vermutlich auf den Inhalt, also auf das, was Sie sprechen werden. Aber widmen Sie sich auch dem Aspekt, wie Sie es sagen? Also wie Ihre Stimme klingt, welche Wörter sie betonen möchten und wodurch Sie diese betonen?

Alleine der Aspekt, wie man etwas betonen kann, ist äußerst vielfältig: durch erhöhte Lautstärke, durch Ihre Stimmhöhe, durch eine kleine Verzögerung beim Sprechen, durch Gestik (beispielsweise eine Zeigebewegung mit den Händen), durch Mimik (zum Beispiel ein entschlossener Gesichtsausdruck), durch Körperhaltung (beispielsweise sich mehr aufzurichten), durch Ihre Position im Raum, durch Augenkontakt mit Ihrem Kommunikationspartner und und und.

Achten Sie doch einmal darauf, was Sie für ein Bild von Ihrem Kommunikationspartner haben, bevor er seinen ersten Satz zu Ende gesprochen hat. Also noch bevor Sie wissen, was sie oder er Ihnen sagen möchte. Dieses Vorgehen bringt oft neue Erkenntnisse, auch in Hinblick auf das eigene sprachliche Auftreten.


Das Parkplatz-Problem

Es ist viel los auf dem Parkplatz. Keine Parklücke ist mehr frei. Die Autofahrer, die auf den Parkplatz kommen, quetschen sich in alle Ecken. Plötzlich ist eine dritte Reihe entstanden, einige Autos sind also eingeparkt.

Ein junges Pärchen kommt zu seinem (eingeparkten) Auto. Es schaut sich um, wie es wegfahren kann. Zum Glück sitzt in dem Auto, das hinter ihrem steht, eine Frau und ist in ihr Smartphone vertieft. Der junge Mann spricht die Frau an und bittet sie, ihren Auto umzuparken, damit er ausparken kann. Die angesprochene Frau entschuldigt sich und startet ihren Wagen, doch es ist offensichtlich, dass sie unglücklich mit der Situation ist. Man kann nur vermuten, warum dies so ist - eine Möglichkeit ist, dass sie nicht weiß, wo sie ihren Wagen nun abstellen soll.
Das hat die junge Frau, die an ihrem eingeparkten Wagen steht, offenbar bemerkt. Denn sie geht zu dem Auto, das soeben wegfahren möchte, und sagt: "Sie haben Glück, Sie können sich gleich in unsere Lücke stellen, die frei wird." Das Gesicht der Autofahrerin hellt sich merklich auf: "Stimmt, da haben Sie Recht!"

Die Situation endet positiv, weil eine Alternative angeboten wurde. In diesem Fall war es die Alternative zu "Schau, wie du zurecht kommst." Die Person, die im Recht war (weil sie eingeparkt war), nutzte ihre Überlegenheit nicht aus. Sondern sie zeigte einen Weg auf, der der anderen Person nicht bewusst war.
Diese Handlungsweise können wir in unserem Alltag nicht nur bei Parkplatzproblemen anwenden. Achten Sie einmal darauf, wann Sie Alternativen anbieten können. Und wenn Sie im ersten Moment keine Alternative sehen, versuchen Sie herauszufinden, ob es nicht doch eine gibt. Je öfters Sie dies machen, desto leichter fällt es Ihnen - und Situationen enden vermehrt positive für beide Seiten.


Was bedeutet ein Wort?

Es könnte so einfach sein: Jedes Wort hat eine Bedeutung, die jeder Mensch (der die Sprache spricht) kennt.

Aber leider ist dies nicht so. Denken Sie an das Alltagswort "Nagel". Ist nun der Nagel in der Wand oder der Nagel am Finger gemeint? Ohne Hintergrundinformationen ist es unmöglich zu wissen, welche Bedeutung gemeint ist. Diese Hintergrundinformation erhalten wir, wenn wir eine Situation teilen - z. B. wenn wir gemeinsam im Baumarkt stehen und uns über einen Nagel unterhalten. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass ein Metallnagel gemeint ist, nicht der Fingernagel. Oder der Satz, in dem das Wort vorkommt, gibt uns die nötigen Informationen, selbst wenn wir an ganz unterschiedlichen Orten sind, z. B. beim Telefonieren: "Ich habe im Baumarkt Nägel gekauft." Fingernägel kann man nicht kaufen und selbst künstliche Fingernägel gibt es nicht im Baumarkt.

Wörter haben also nicht nur eine Bedeutung und vielleicht denkt unser Kommunikationspartner im Gespräch an eine andere Bedeutung als wir. Schon entsteht ein Missverständnis! Dabei haben sich die obigen Beispiele nur mit Alltagswörtern beschäftigt. Noch größer kann die Verwirrung beim Kommunikationspartner werden, wenn wir Fachsprache verwenden und unser Gegenüber kein Experte auf unserem Fachgebiet ist. Klassische Beispiele: "Beamtendeutsch" und "Ärztelatein". Manchmal gleiten wir in unsere Fachsprache, ohne dies zu beabsichtigen.

Wenn Sie sich das nächste Mal unterhalten, achten Sie einmal genau auf die Reaktion Ihres Gegenübers. Haben Sie das Gefühl, dass er/sie unsicher wird im Gespräch? Antwortet er/sie nicht genau auf Ihre Fragen? Vielleicht sind dies taktischen Spiele oder aber vielleicht hat Ihr Gegenüber Sie schlichtweg nicht verstanden.